Future Weekly #110 | Deep Dive: Die Zukunft der Diversität mit Mahdis Gharaei
Man stelle sich folgendes Szenario vor: Eine neue Corona Tracking App wird medienwirksam präsentiert. Anwesend bei der dazugehörigen Pressekonferenz sind Developer & CEO der App, sowie Staatsoberhaupt & Gesundheitsminister. Nun beschreibt doch mal für euch selbst, wie diese Personen aussehen - Wie alt sind sie? Welches Geschlecht haben sie?
Experimente wie dieses zeigen immer wieder, welche Rollenbilder und geschlechterspezifischen Vorurteile uns unterbewusst weiterhin beeinflussen. Zu diesem Thema, sowie über duale Leadership und warum man kein Nutellaglas sein sollte, sprechen Daniel und Markus heute mit Mahdis Gharaei - Co-Founderin & CEO bei the female factor in unserer letzten Podcastfolge vor der Sommerpause. Bleibt brav und bitte nicht zu viel kuscheln in der Zwischenzeit. Wir freuen uns euch im September wiederzusehen!
Co-Founder & CEO at the female factor
“Bringing diversity to businesses & empowering & developing female leaders“, das sind Mahdis Beweggründe für die Karriereplattform the female factor, die sie gemeinsam mit Co-Founderin Tanja ins Leben gerufen hat. Bereits in ihrer Schul- und Studienzeit hat sich Mahdis intensiv mit dem Thema Gender Gap in Führungspositionen beschäftigt und musste dabei leider feststellen, dass sich an den Zahlen wenig ändert. In Europa machen Frauen fast 50% der Erwerbsbevölkerung aus, seien mit rund 8-9% aber bei weitem noch nicht präsent genug in Top-Managementpositionen. Mit the female factor versuchen Mahdis und ihr Team diese Gender-Leadership-Gap zu schließen und setzen dabei vor allem im Middle Management an.
Die neue Führungskultur
Warum passiert das allerdings nicht von alleine? Die Gründe dafür seien vielschichtig, meint Mahdis, und umfassen sowohl eine gesellschaftliche Ebene als auch eine organisatorische und individuelle Dimension. Auf individueller Ebene seien Frauen zwar häufig sehr gut ausgebildet, hätten zum Teil auch Mentoren und Netzwerke zur Verfügung, aber auf gesellschaftlicher und v.a. auch auf organisatorische Ebene fehle es weiblichen Arbeitskräften häufig an Sponsoren und den nötigen Chancen, um traditionell bestehende Gender Biases und Machthierarchien aufzubrechen. Doch hier sieht Mahdis auch die Pandemie als eine Gelegenheit, um Leadership neu zu definieren. Wo früher lediglich Erfahrung und Arbeitsjahre zur Besetzung von Führungspositionen eine Rolle spielten, seien mittlerweile viel mehr Potenziale und soziale Kompetenzen in Entscheidungspositionen gefragt. Auch der männlich geprägte Stereotyp eines erfolgreichen Managers, der das Geld nach Hause bringt und dafür aber Partner und Kinder vernachlässigen muss, sei längst passé. Berufliche und private Verantwortungen würden zwischen Müttern und Vätern immer gleichberechtigter aufgeteilt – warum sollten sich daher nicht auch Führungskräfte ihre Rolle teilen? Duale Leadership nennt sich das Konzept, das Mahdis und ihre Co-Founderin Tanja auch bei the female factor anwenden – Arbeitszeit, Aufgaben und Verantwortlichkeiten würden gemeinsam wahrgenommen. Dies verschafft beiden so auch genug Raum und Zeit für Privatleben und Familie.
Sei kein Nutellaglas - Die 3 Cs
Doch wie kommt Frau überhaupt in ein Führungsposition?
Confidence – Selbstbewusstsein: Sei dir deiner Selbst bewusst – was sind deine Stärken, was sin deine Schwächen? „Setz dich mit dir selbst auseinander, denn Führung beginnt immer bei dir selbst“, meint Mahdis. Nur wenn du dich selbst gut kennst, kannst du auch lernen andere Menschen und ihre Potenziale einzuschätzen.
Competence – Kompetenzen: Man hat nie ausgelernt im Leben. Auch als Entscheidungsträger:in sollte man gleichzeitig sowohl Lehrer:in als auch Student:in bleiben und darauf achten, sich besonders hinsichtlich digitaler und sozialer Fähigkeiten stetig weiterzuentwickeln.
Connections – Netzwerk: Man schafft es selten alleine. Bau dir ein Netzwerk von Gleichgesinnten auf, von Personen, die deine Erfahrungen teilen aber auch von Personen und Mentoren, die aus völlig anderen Lebenssituationen und Hintergründen kommen und lerne von ihren Erfahrungen.
Vor- und Nachteile von Diversität
Aber natürlich kommt Diversität mit ihren Herausforderungen – Entscheidungsprozesse können länger dauern und dort wo unterschiedliche Perspektiven aufeinandertreffen, kann es auch zu Konflikten kommen. Aber für Mahdis ist es keine Schwäche sich als Führungskraft bei Bedarf in solchen Situationen auch externe Hilfe zu holen, um gemeinsam definierte Werte klarer zu kommunizieren und aufrichtiges Zuhören zu lernen. Dennoch – zahlreiche Studienzeigen zeigen, dass Diversität zu finanziellem Erfolg führen könne und auch positive Auswirkungen auf die vorherrschende Unternehmenskultur und das Arbeitsklima hat. Gerade für Startups würden am Ende des Tages die Vorteile, die ein diverses Team mit sich bringt, deutlich überwiegen: „Die Innovationskraft ist um einiges […] stärker wenn verschiedenste Perspektiven aufeinandertreffen. Vor allem auch bei der Entwicklung neuer Services und Produkte, weil du den Konsumenten/ die Konsumentin besser verstehst.“
Mehr Infos über Mahdis und the female factor findet Ihr unter: